“Pralle Lebenslust und Genuss für alle Sinne”
“185 Einwohner zählt das Dorf Montbolo in den französischen Pyrenäen. Als die Hamburgerin Miriam auf der Durchreise ein verwunschenes altes Haus inmitten eines verwilderten Kirschhains entdeckt, steht der Entschluss für sie fest: Sie bricht alle Zelte ab und wird Montbolos Einwohnerin Nummer 186. Miriam nimmt sich vor, ihr Haus im Alleingang zu renovieren und von nun an von der Kirschernte zu leben. Doch sie hat nicht mit der skurrilen Dorfgemeinschaft und den Eigenarten uralter Kirschsorten gerechnet – und schon gar nicht mit dem unverschämt charmanten Nachbarn Philippe, der ihr Herz höherschlagen lässt.”
Kleines Fazit:
“Wenn man großes Glück hat, kommt irgendwann der Moment, an dem man den Mut hat, endlich das zu tun, was man schon immer tun wollte, etwas Verrücktes, etwas, das das ganze Leben verändern wird.”
Für Madame Richard trifft genau dieses Zitat zu, wenn sie auf ihren neuen Lebensabschnitt schaut. Sie hat sich ein altes, baufälliges Haus gekauft, mit einer Kirschplantage, die seit 10 Jahren nicht mehr gepflegt wurde. Und hier will sie, zum Trotz aller, ihr neues Leben starten. Sich einen Traum zu verwirklichen ist nicht immer leicht, dennoch will sie es schaffen. Sie renoviert, werkelt, putzt, jätet Unkraut, gräbt um, beschneidet Bäume; von Tag zu Tag. Und wir Leser werden zeugen ihrer Arbeit und der Befreiung, welche die Protagonistin immer mehr ausstrahlt.
Allerdings kommen im Verlauf der Geschichte immer wieder Hindernisse auf Madame Richard zu – z.B. als ein Missgönner mit einem Traktor in ihren Garten fährt und ihre Bäume roden will. Außerdem hat Miriam nun finanzielle Sorgen, welche ich ihr als Leser aber nur schwer abkaufen kann.
Wer einen spannungsreichen Roman erwartet, ist hier leider an der falschen Stelle. Die Kirschen der Madame Richard berührt das eigene Herz und die Seele. Es regt an, über sein eigenes Leben ein Stück weit nachzudenken und darauf, auf die schönen Momente zu schauen und einmal in Ruhe zu atmen. Spannung und Aktion ist hier fehl am Platz, aber darum soll es auch nicht gehen. Wichtiger ist die Übertragung in das ländliche, ruhigere Leben einer Fastfünfzigerin, die den Ausstieg aus Hamburg in ein 185 Einwohnerdorf wagt. Es werden sicherlich einige zustimmen, dass das Gärtnern eine gedanklich befreiende Wirkung hat und gerade deswegen der Spannung dem Rücken kehrt.
“»[…] Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Nehmen Sie es, wie es kommt. Machen Sie sich keine Gedanken. Denken Sie nicht an die Folgen. Wenn Sie lieben, dann lieben Sie. […]«”
Was wäre ein schöner Roman nicht ohne einen männlichen Protagonisten, der sich in das Herz von Miriam und dem Leser schleicht. Der da ist, wenn Not am Mann ist und ein klitzkleines bisschen verboten ist. An dieser Stelle hätte ich mir allerdings einen mehr kernigen Mann mit mehr Charakter vorgestellt.
Alles in allem ein ruhiger Wohlfühlroman, der einem das ländliche Leben aufzeigt.
“Tania Schlie schreibt seit zwanzig Jahren Bücher. Sie liebt es, sich in ihren Romanen die Geschichten von starken Frauen auszudenken und ihre Leserinnen an die wirklich schönen Orte mitzunehmen, deren Besonderheiten und Geschichte sie erzählt. Frankreich gehört ihre große Liebe. Sooft es geht, fährt sie dorthin, um Stoff für neue Bücher zu finden. Wie Madame Richard träumt sie von einem Leben im Süden. Bis es soweit ist, lebt sie in der Nähe von Hamburg.”
RoRezepte sind:
“Auf der ersten Seite hat Fredo mit ihrer schönsten Schnörkelschrift Die Kirschrezepte der Madame Richard geschrieben und darunter ein paar tanzende Kirschen gemalt.”
Die Kirschrezepte der Madame Richard:
- Schwarzwälder Kirschtorte
- Kirschkuchen mit Baiserhaube vom Blech
- Clafoutis
- kleine Pancakes mit Kirschen gefüllt
- Wildschweinbraten mit Kirschen
- Kirschmarmeladen
- Kirschchutneys
- Kirschlikör
mtb / HarperCollins