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Ein Sommer an der Schlei – Inken Bartels

“Hanna mochte sein Lächeln. Es war eines, das einen wärmte, wenn man fror, und tröstete, wenn man traurig war.”

“Hanna hat ein ziemlich mieses Jahr hinter sich: erst die Trennung von Ehemann Ben, dann der Tod des Vaters. Und so reist sie in diesem Sommer alleine an die Schlei. In dem alten Wochenendhaus der Familie will sie ihre Gedanken sortieren und endlich mal wieder in Ruhe durchatmen. Aber sie hat nicht mit der betagten Rosenzüchterin Ella gerechnet, die sich um den Garten kümmert. Und auch nicht mit dem charmanten Bootsbauer Thies. Er will Hanna unbedingt etwas zeigen, das angeblich ihrem Vater gehört hat. Und so macht sich Hanna daran, das letzte Geheimnis ihrer Familie zu lüften – und sie bekommt eine Ahnung davon, dass ein Ende auch immer ein Anfang sein kann.”

Kleines Fazit:

“«Übrigens, Hanna, wusstest du, dass man unter Wasser nicht weinen kann?»”

Wenn es hart kommt, dann richtig – Hannas letztes Jahr war eine Katastrophe: von ihrer großen Liebe nach 20 Jahren für eine Jüngere verlassen, der Vater, welcher für sie eine so große Stütze war, kurz darauf an einem Herzinfarkt gestorben, im Job geplagt von einer Schreibblockade, nabelt sich nun auch noch ihre Tochter ab und lässt sie alleine in den Urlaub fahren. Was bleibt Hanna nun übrig, als alleine mit ihrem alten Retriever Balu in das Haus ihres Vaters an der Schlei zu fahren und sich um dessen Hinterlassenschaften zu kümmern.

“«Ich kann dir nur raten, min Deern: Lass los, was du sowieso nicht festhalten kannst.»”

Hanna fiel das Leben zum Einstieg der Geschichte sehr schwer – konnte man die emotionalen Tiefpunkte absolut nachvollziehen, schafft sie es aber durch die liebenswürdigen Menschen der typischen Dorfgemeinschaft sich dem Leben wieder zu öffnen.

Neben der neuen besten Freundin Meike und ihrer Familie, der Rosenzüchterin Ella, eine alte Freundin ihres Vaters, Thies, dem Bootsbauer der immer da ist, der Twitter-Zentrale Anke und dem Cowboystyleliebenden Sheriff Piet – all jene geben dem Roman den besonderem Schliff und machen das kleine Dörfchen Klanxbüll an der Schlei liebenswert.

Einen richtigen Spannungsbogen bekommt Inken Bartels Geschichte, als klar wird, dass Hannas Vater Jost eine Familiengeschichte umgibt, die er sein ganzes Leben mit sich getragen hatte. Als Hanna bei Thies eine alte Jolle entdeckt, Ella zunehmend ausweicht, Meikes Vater Sönke alte Geister durchlebt und das ganze Dorf sich in Schweigen hüllt. Als dann auch noch Ben, Hannas Mann, auftaucht, ist der Clou perfekt.

“«[…] irgendwann wird es leichter, und du wirst nicht mehr wütend werden, […]. Und was die Trauer […] angeht, vielleicht wird sie nie ganz aufhören, aber nach und nach verliert der Schmerz seine Wucht. Dann hast du keine Angst mehr vor ihm. Dann ist er einfach da, wie das Rauschen der Wellen am Strand. […]»”

Ohne zu Spoilern, kann ich euch schon jetzt versprechen, dass es eine besondere Stelle im Buch gibt, bei der kein Auge trocken bleiben wird und ich besonders gut mitfühlen konnte. Diese Szene wurde so unglaublich gut beschrieben, dass sie eigentlich nur selbst erlebt sein kann.

“«Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.»”

Ein besonders schönes Zitat der Autorin Inken Bartels – der Roman ist wunderbar flüssig im angenehmen Wortlaut geschrieben. Während der Leser zum Dorfnachbar wird, fliegen die Seiten nur so hinweg. Ein wunderschönes emotionales Buch, gespickt mit Lebensweisheiten von Ella, die mir mit ihrer besonnen Art besonders ans Herz gewachsen ist.

“«[…] Man weiß nie, was im nächsten Augenblick passiert. Du darfst keine Angst vorm Leben haben. Das ist das ganze Geheimnis.»”

Inken Bartels, geboren 1974 in Eckernförde, hat viele Jahre freiberuflich für diverse Frauenzeitschriften gearbeitet und ist nun Ressortleiterin bei der Für Sie und Petra. Mit ihrem Mann und den beiden Söhnen lebt sie in Hamburg. Zum Schreiben zieht sie sich gerne in ihr Wochenendhäuschen an der Schlei zurück. Denn nirgendwo kann sie sich so gut vom Alltagstrubel erholen wie auf Spaziergängen an der Großen Breite.”

Weitere kulinarische Romane der Autorin:

  1. Der kleine Gasthof an der Schlei (2021)
  2. Ein Sommer an der Schlei (2022)

RoRezepte sind:

  • Aprikosen-Ketchup
  • Eingelegter Kürbis
  • Gebeizte Lachsforelle
  • Hähnchen-Salat mit Miso-Dressing
  • Gekochter Dorsch mit Senfsoße
  • Mädchenröte
  • Rosengelee
  • Brombeereis
  • Schlehenlikör

Rowohlt Verlag

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