“Die alleinerziehende Camilla kämpft an allen Fronten: Täglich muss sie sich im väterlichen Delikatessenhandel beweisen, während ihre fünfzehnjährige Tochter Marie gegen sie rebelliert. Und dann wird sie auch noch nach Südfrankreich geschickt, um mit einer Honigmanufaktur zu verhandeln – im Gepäck das tobende Mädchen und ihren nervtötenden Nachbarn, der sich ihnen spontan angeschlossen hat. Kein Wunder, dass sich das pittoreske Bergdorf Loursacq zunächst als wenig heilsam für die angespannten Gemüter erweist. Doch Camilla krempelt die Ärmel hoch und lernt zwischen Tomatenstauden, Rebstöcken und Olivenbäumen, dass die guten Dinge im Leben erst dann auf zarten Flügeln herbeiliefen, wenn man bereit für sie ist …”
Kleines Fazit:
“Der Wind wehte vereinzelte Blätter über den steinigen Weg, der nicht nur Fortgehen, sondern auch Heimkommen bedeutet. Und verzeihen.”
Bevor ich mit meiner Rezension beginne, muss ich euch zu erst an einem anderen Gedanken teilhaben lassen: Bei dem Buchtitel “Das Honigmädchen” muss ich immer an den erfolgreichen Til Schweiger-Film “Honig im Kopf” denken. In diesem gibt die elfjährige Tilda ihren heißbeliebten an Alzheimer erkrankten Opa Amadeus eine letzte Aufgabe: die gemeinsame Reise nach Venedig. Auch wenn der Film inhaltlich mit Claudia Winters neuen Roman wenig zu tun hat, gibt es einige gefühlvolle Gemeinsamkeiten. Nur so viel: Dieter Hallervorden wäre die beste Besetzung für Henri für den zukünftigen Bestseller “Das Honigmädchen”.
“Sie schauen dir direkt ins Herz, die kleinen Biester, dorthin, wo Chaos und Unordnung herrschen. Hab Geduld, ma falle. Geh nicht zu ihnen, du bist noch nicht so weit.”
Der zauberhafte Mutter-Tochter-Roman dürfte nicht nur Mütter begeistern, sondern auch (junge) Frauen ohne Kinder. Nicht selten, habe ich mich in meine eigene Kindheit versetzt und mich an meinen Opa erinnert, der immer hinter mir stand.
“Es schadet nicht, wenn du damit anfängst, dich selbst mehr zu mögen.”
Camilla, frisch getrennt und ständig im Stress, ist mit ihrer 15-jährigen, pubertierenden Tochter Marie Helios überfordert. Ein Zwangsurlaub in der französischen Provence beim Honigmacher Henri soll Abhilfe leisten. Doch Camilla reist nicht einfach nur mit ihrer Tochter in ein besinnliches Dörfchen, sondern muss auch ihren nervtötenden, frauenaufreisenden Nachbarn Tobias mitnehmen und in einer Scheune neben einem halbverbrannten Haus, schlafen. Das Chaos ist vorprogrammiert und der Leser wird Zeuge einer wunderbaren Heilung.
“Ein bisschen mehr Hartnäckigkeit und etwas weniger Stolz.”
Die Geschichte um das Honigmädchen selbst, welches unerwartet ein Gespür für die Bienen auf Henri’s Hof hat, ist von Hilflosigkeit, Traurigkeit, Einsamkeit und Wut geprägt. Ein junges Mädchen, welche ihren Platz im Leben verloren geglaubt zu haben. Die Beziehung zwischen Marie und ihrer Mutter Camilla geht ans Herz, lässt Tränchen verdrücken, aber den Leser auch schmunzeln und ans gute Ende glauben.
“Wirklich zählt, dass wir am Ende des Tages aufhören, böse aufeinander zu sein.”
Aber “Das Honigmädchen” wäre nicht von Claudia Winter geschrieben, wenn die Geschichte der zwei Frauen die Einzige wäre. Denn auch Loursacq und der Bienenhofbesitzer Henri hat eine Geschichte, dessen gegenwärtigen Ausgang man ebenfalls unbedingt erfahren möchte.
“Die Dinge reparieren, statt sie kaputt zu machen.”
Der Roman sprüht vor Urlaubsfeeling, kitzelt die Seele und auch der kulinarische Genuss kommt nicht zu kurz. Ein absolutes Wohlfühlbuch mit vielen Lachschluchzern, einer abwechslungsreichen, lustigen und reflektierenden Geschichte und wunderbaren landschaftlichen Beschreibungen, die Lust auf eine Reise nach Südfrankreich machen. Die liebenswerten Menschen, welche detailliert, mit viel Tiefe, und greifbar beschrieben sind, machen diese Geschichte aus. Besonders der mürrische Henri wächst einen zunehmend ans Herz. Eine absolute Leseempfehlung <3
“»Man sagt, in der Provence seien die Tage blau und die Nächte rosé.«”
“Claudia Winter, geboren 1973, ist Sozialpädagogin und schreibt schon seit ihrer Kindheit Gedichte und Kurzgeschichten. Als Tochter gehörloser Eltern lernte sie bereits mit vier Jahren Lesen und Schreiben, gefördert von ihrem Vater. Neben ihrer bisher im Goldmann Verlag erschienenen Büchern hat sie weitere Romane sowie diverse Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und dem Labrador Luka in einem kleinen Dorf nahe Limburg an der Lahn.”
Alle Romane der Autorin:
- Aprikosenküsse (2016)
- Glückssterne (2016)
- Die Wolkenfischerin (2017)
- Das Honigmädchen (2019)
- Wie sagt man ich liebe dich (2020)
- Ein Lied für Molly (2022)
- Sterne über Siena (2023)
Weitere Romane der Autorin unter dem Pseudonym Carolin Wunsch:
- Ausgerechnet Soufflé (2010)
- Häppchenweise (2010)
- Heul doch Pauline (2011)
RoRezepte sind:
- Pissaladière à la Lis Bleu (Provenzalischer Flammkuchen)
- Manons Soupe au pistou (Provenzalische Gemüsesuppe)
- Daube provençale (Provenzalisches Schmorfleisch)
- Camillas Tarte aux pommes (Französische Apfeltarte)
Goldmann Verlag